Fieber vs. Antibiotika

Kraft des Fiebers 

Fieber vs. Antibiotika

Wirkungen und Nebenwirkungen von Antibiotika und warum Fieber in sich selbst wie ein Antibiotikum wirkt ohne diese Nebenwirkungen zu zeitigen.

 Antibiotika Fieber
Wirkung: 
  • Bakterizide Wirkung
  • Bakteriostatische Wirkung
  • Bakterizide Wirkung
  • Bakteriostatische Wirkung
Wirkweise: Chemische Sabotage von bakteriellen Stoffwechsel- und Zellteilungsprozessen.Vertilgung und Hitzestress.
Wirkt auf:„Freund und Feind“ (ähnliche Bakterienstämme)„Feind“ (markierte Erreger)
Mögliche Nebenwirkungen: Immunsuppression, Resistenzentwicklung, Durchfall, Pilzinfektionen, Allergien und wahrscheinlich auch chronische Krankheiten.Bei korrekter Begleitung (ausreichend Flüssigkeit) keine Nebenwirkungen.
Angezeigt bei:Schweren, akuten Infektionen, Lebensgefahr.Grundsätzlich.

Was sind Antibiotika?

Um zu verstehen, inwiefern Fieber als Antibiotikum zu bezeichnen ist, gilt es zunächst darzustellen, was Antibiotika überhaupt sind und wie sie wirken. Der Begriff der Antibiose geht auf den französischen Mykologen Paul Vuillemin zurück. Der seit 1889 gebräuchliche Begriff bezeichnet einen Zustand, in dem ein Lebewesen mit seinen Lebensprozessen in völligem Gegensatz zu einem anderen Lebewesen steht. Dabei handelt es sich in aller Regel um die Stoffwechselprozesse bestimmter Pilze und Bakterien, die anderen Mikroorganismen die Lebensgrundlage entziehen, indem sie ihr Wachstum und ihre Zellteilung behindern und ihre Zellwände zerstören. Heute wird der Begriff des Antibiotikums allerdings auch auf chemische Stoffe angewandt, die ähnliche antimikrobielle Wirkungen haben, auch wenn hier streng genommen keine Lebensform einer anderen Lebensform entgegensteht.

Wirkungen und Nebenwirkungen von Antibiotika

Grundsätzlich unterteilt man die Wirkstofftypen, die in der modernen Pharmakologie in entsprechenden Präparaten zum Einsatz kommen, in zwei Hauptgruppen:

  1. Bakterizide Wirkung: Zerstörung der Zellwände, wodurch sich die Bakterien auflösen.
  2. Bakteriostatische Wirkung: Hemmung ihrer Zellteilung und ihres Wachstums.

Diese Wirkungen werden auf verschiedene Weisen erzielt, in dem in die Proteinsynthese und andere Lebensprozesse hemmend oder störend eingegriffen wird. Zellwände und Zellteilung werden also gewissermaßen nicht direkt zerstört, sondern sabotiert. Dies hat notwendig zweierlei Arten von Nebenwirkungen im Gepäck:

  1. Störung der guten Bakterien-Flora: Da menschliche und tierische Zellprozesse und die von Bakterien sich grundsätzlich voneinander unterscheiden, wirkt der in den Körper entlassene Saboteur selektiv auf Bakterien ein, weswegen Antibiotika im Allgemeinen gut vertragen werden. Der Nachteil ist hier jedoch, dass der menschliche Körper auch von einer Vielzahl von lebenswichtigen Bakterien bewohnt wird, die von solcherlei Sabotage in Mitleidenschaft gezogen werden. Hierbei handelt es sich vor allem um die lebenswichtige Darmflora, die durch Antibiotika empfindlich gestört wird, was je nach Dauer und Intensität der Einnahme unerwünschte Wirkungen von Allergien, über Pilzinfektionen bishin zu lebensbedrohlichen Durchfallerkrankungen zeitigen kann. Auch chronische Krankheiten werden zunehmend mit der Störung des Mikrobioms, das ist die Gesamtheit aller mit dem Menschen zusammenarbeitenden Mikroorganismen, in Zusammenhang gebracht. [i] Dies liegt unter anderem darin begründet, dass zum Beispiel wuchernde Darmpilze in ihrem Stoffwechsel Giftstoffe ausscheiden, die das Immunsystem auf der Ebene der T-Lymphozyten stören, deren primäre Aufgabe es wäre Keime zu vertilgen. Ein aus dem Gleichgewicht geratenes Mikrobiom entspricht aus diesem Gründen daher einem leicht-, mittel- oder schwergradig gehemmten Immunsystem.[ii]
  2. Antibiotikaresistenz: Entwickeln die bekämpften Mikroorganismen darüber hinaus Gegenmaßnahmen gegen die antibiotischen Sabotage-Aktionen, so entsteht eine Resistenz. Dies hat zur Folge, dass die entsprechenden Antibiotika im Notfall nicht mehr funktionieren. (Im Jahre 2005 zum Beispiel starben in Europa 50.000 Menschen an Infektionen durch multiresistente Erregerstämme! [iii])

Beide Faktoren nun raten vernunftgemäß zu Sparsamkeit im Umgang mit Antibiotika und ihre Beschränkung auf den lebensrettenden Notfall, was allerdings schon allein durch den enormen Antibiotika-Einsatz in der konventionellen Tierhaltung unterminiert wird. Hinzu kommen Kosmetika wie zum Beispiel Akne-Präparate und eine relativ ungenierte Verschreibungspraxis schon bei leichteren Infekten, die möglicherweise auch ohne den Einsatz von Antibiotika ausheilen könnten.

Fieber als natürliches Antibiotikum

Unter diesen Umständen stellt sich die Frage nach den Alternativen und diese sind tatsächlich in der körpereigenen Abwehr selbst zu finden, die mit einigem Recht als natürliches Antibiotikum bezeichnet werden kann, insofern sie sowohl bakterizide als auch bakteriostatische Wirkungen aufweist, aber bei korrekter Begleitung (gute Belüftung und ausreichend Flüssigkeit) praktisch keine Nebenwirkungen zeitigt. Dies vollzieht sich durch folgende Mechanismen:

  1. Bakterizide Wirkung von Fieber: In dem Moment, wenn die Körpertemperatur über ein bestimmtes Maß steigt, gehen sowohl der Körper als auch viele Arten von Erregern in eine Hitzeschock-Reaktion und bilden so genannte Hitzeschock-Proteine aus. Hitzeschock-Proteine (HSP) helfen grob gesagt dabei, dass die Zelleiweiße nicht hart gekocht und bereits beschädigte Eiweiße schneller abgebaut werden, damit sie die Zelle nicht verstopfen. Während der Fieberreaktion senkt der Körper die Grenze der Hitzeschockantwort, d.h. die Zellen haben ihre Schutzmaßnahmen schon nach 2,0°C Temperaturerhöhung ausgefahren anstelle erst nach 4,0°C, so dass der Körper gegen die Denaturierung seiner Proteine besser gewappnet ist, als wenn die Temperatur aus anderen Gründen steigt. Diese Hitzeschock-Proteine nun haben je nach Art der Zelle bzw. des Bakteriums ein unterschiedliches Aussehen und wirken daher wie eine Art Aushängeschild, das die Erreger für die Fresszellen sichtbar macht. Darüber hinaus aktiviert die Präsenz von körpereigenen Hitzeschock-Proteinen auch in sich bereits die Fresszellen.[iv] So erhält das Immunsystem durch die Temperaturerhöhung einen doppelten Schub: einerseits wird es aktiviert und andererseits wird der Erreger markiert.
  2. Bakteriostatische Wirkung von Fieber: Darüber hinaus hemmt Fieber durch den Stoffwechselstress auch das Bakterienwachstum und wirkt demnach bakteriostatisch.

Da Fieber also sowohl die Vermehrung unerwünschter Bakterien hemmt als auch ihre relativ zielgerichtete Vertilgung anregt, funktioniert es wie ein natürliches Antibiotikum. Mit dem Unterschied, dass Bakterien sich gegen Überhitzung nicht mit Resistenzen wehren können und die Vitalität des Immunsystems als ganzes erhalten bleibt.

Fazit

Auch wenn Fieber vielleicht den Anschein erweckt eine Art unberechenbares Umsichschlagen des Organismus zu sein, dem unter allen Umständen beruhigend entgegengegangen werden muss, so stellt es in der Tat eine hochintelligente und vergleichsweise zielgerichtete Heilungsmaßnahme dar. Antibiotika sind bei schwergradigen Infektionen dennoch sinnvoll, die der Körper aus sich heraus nicht mehr bewältigen könnte. Inwiefern sie darüber hinaus breit gefächerte Anwendung finden sollten, ist zumindest äußerst fraglich. Eine probiotische Therapie zum Wiederaufbau der guten Bakterien-Flora im Anschluss an eine Antibiotika-Therapie stellt eine Möglichkeit dar Ausgleich zu schaffen.

Quellen:

[i] James D. Thacker: The law of unintended consequences and antibiotics. In: Open Journal of Immunology. 02, Nr. 2, 2012, S. 59. doi:10.4236/oji.2012.22007. Dies betrifft vor allem chronische Entzündungsprozesse des Darmes, aber auch chronische Erkrankungen der Leber stehen im Verdacht mit einer übermäßigen Verwendung von Antibiotika im Zusammenhang zu stehen.

[ii] http://www.bfr.bund.de/cm/343/koehler.pdf

[iii] http://www.heise.de/newsticker/meldung/Mediziner-warnen-vor-Post-Antibiotika-Zeitalter-163756.html [iv] F. J. Quintana und I. R. Cohen (2005): Heat Shock Proteins as Endogenous Adjuvants in Sterile and Septic Inflammation. The Journal of Immunology, 2005, 175: S. 2777–2782.