Fieber und Durchfall beim Zahnen

FIEBER BABY 

Fieber und Durchfall beim Zahnen

Zahnen kann mit erhöhter Temperatur einhergehen, Zahnfieber gibt es jedoch nicht. Fieber und Durchfall können auf Krankheiten hinweisen. Worauf zu achten ist.

Zusammenfassung:
  • Zahnen verursacht weder Fieber noch Durchfall direkt, sondern der verminderte Nestschutz sorgt für eine erhöhte Infektionsrate.
  • Zahnfieber an sich gibt es nicht, auch wenn in etwa 2/3 der Fälle dem Zahndurchbruch durchaus eine erhöhte Temperatur voraufgehen kann. 1/3 der Babys zahnen symptomfrei.
  • Fieber ab 38,9°C weist definitiv auf Krankheit und nicht auf Zahnen hin und sollte nicht mit dem Zahnungsprozess verwechselt werden! Dies gilt insbesondere dann, wenn die Faustregel zur Gefahreneinschätzung bei Babys greift und zusätzliche Symptome auftreten.
  • Ebenso kann gehäuft auftretender Durchfall auf eine Allergie hinweisen. In solchen Fällen einen Arzt aufsuchen!
  • Die beim Zahnen auftretende erhöhte Temperatur (bis 38,5°C) bedarf keiner Behandlung. Achten Sie einfach darauf, dass ihr Kind ausreichend trinkt.
  • Dem Durchfall ist nur eingeschränkt vorzubeugen. Der vermehrte Beißtrieb sorgt dafür, dass sich Ihr Kind vielerlei Dinge in den Mund steckt, was zu einer Magendarmverstimmung führen kann. Dem können Sie mit einem desinfizierten Beißring entgegenkommen. Wundheit des Pos lässt sich mit Lanolin behandeln.

Zahnfieber – Gibt es so etwas?

Fieber (ab 38,5°C) bzw. eine erhöhte Temperatur (37,6°C bis 38,5°) und Durchfall sind typische Erscheinungen des Säuglingsalters, das etwa ab dem 6. Lebensmonat vom Zahnen geprägt ist, das in zahn- bzw. zahnpaarweisen Schüben vollzieht. Aus diesem Grund wurden Durchfall und Fieber lange Zeit überhaupt auf das Zahnen zurückgeführt. Die Zusammentreffen von Fieber und Durchfall mit dem Zahnen ist aber eher zufällig verknüpft und wahrscheinlich auf das allmähliche Abebben des Nestschutzes zurückzuführen, das mit dem 4. Lebensmonat einsetzt. Dies zwingt das junge Immunsystem dazu sich eigenständig auf die Keime seiner Lebensumwelt einzustellen und es kommt zu allerlei Verstimmungen und fieberhaften Episoden. Zahnfieber als solches gibt es also nicht, wenngleich sich statistisch gezeigt hat, dass dem Tag vor dem Durchbrechen eines neuen Zahns oft eine erhöhte Temperatur voraufgeht.[i]

Achtung: Fieber ab 38,9°C weist auf Krankheit hin, nicht auf Zahnen!

Ab einer Temperatur von 38,9°C ist die Temperaturerhöhung in keinem Fall mehr auf das Zahnen zurückzuführen, sondern zeugt von Krankheit. – Dies hat eine repräsentative Studie der Universität Cleveland herausgefunden, die bei insgesamt 475 Zahndurchbrüchen nach brauchbaren Voraussageindikatoren eines Zahndurchbruchs gefahndet hat. Die Eltern der 125 zwischen 3 und 6 Monate alten Babys führten während der Dauer der Studie ein tägliches Tagebuch über das Auftreten von 18 Symptomen, die für gewöhnlich mit dem Zahnen in Verbindung gebracht werden, darunter auch Fieber und Durchfall. Alle Krankheiten, Impfungen und eingenommenen Medikamente wurden ebenfalls protokolliert. Dabei stellte sich heraus, dass um den Zahndurchbruch herum zwar öfter eine erhöhte Temperatur zu beobachten ist, nie jedoch ein Fieber ab 38,9°C.[ii]  Bei Durchfall war der Zusammenhang mit dem Zahnen sogar noch schwächer. Die Studie warnt daher davor Symptome wie Fieber und Durchfall als harmlose Begleiter des Zahnens zu verkennen. Dies gilt verstärkt beim Auftreten von zusätzlichen Symptome wie z.B. Husten, Schnupfen, Erbrechen und dem Zurückhalten des Urins begleitet ist (erkennbar daran, dass die Windeln seltener gewechselt werden müssen), die definitiv nichts mit dem Zahnen zu tun haben können, sondern auf Erkrankungen etwa der oberen Atemwege beziehungsweise des Harntrakts hinweisen. In solchen Fällen ist es unter Umständen angezeigt einen Arzt oder Heilpraktiker aufzusuchen und die Krankheit abzuklären, vor allem dann, wenn die Faustregel zur Gefahreneinschätzung bei Kleinkindern greift, das Kind also elend und apathisch wirkt, nicht auf die Nähe seiner Mutter reagiert und vor allem nichts mehr trinkt. In einem solchem Fall muss unverzüglich gehandelt werden, weil eine schwerwiegende Infektion wie etwa eine Hirnhautentzündung vorliegen könnte. Auch die Gefahr einer Austrocknung ist unbedingt ernst zu nehmen. Achten Sie daher darauf, dass Ihr Kind immer ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt. Wenn das Fieber relativ plötzlich auftritt und innerhalb von einem Tag auf bis zu 40,0°C steigt,  dann kann es sich auch um eine für das Säuglingsalter typische, harmlose Kinderkrankheit handeln, das so genannte Dreitagefieber.

Durchfall beim Zahnen – Wie kommt das?

Durchfall beim Zahnen ist ebenso wie Fieber beim Zahnen nicht direkt mit dem Zahnen als Vorgang verknüpft, steht damit aber möglicherweise indirekt mit dem Zahnen im Zusammenhang, da zahnende Kinder, den Impuls verspüren sich alle möglichen Dinge in den Mund zu stecken und darauf herum zu kauen, wodurch es bei entsprechender Verunreinigung leicht zu Verstimmungen des Magendarmtrakts kommen kann.

Achtung: Gehäuft auftretender Durchfall kann auf Allergie hinweisen!

Wenn Ihr Kind jedoch häufig, d.h. mindestens ein- bis zweimal im Monat Durchfall hat, dann kontaktieren Sie bitte einen Arzt oder einen Heilpraktiker, da hier unter Umständen eine Allergie (z.B. eine Lebensmittelallergie gegen Kuhmilcheiweiß) vorliegen kann. Hier wäre es ausgesprochen ungünstig, den Durchfall als Zahnungssymptom zu missdeuten. Noch einmal: Durchfall ist in jedem Fall kein direktes Symptom des Zahnens, sondern Resultat einer Magendarmverstimmung!

Wiederkehrender Durchfall kann mit einer Kuhmilch-Allergie zusammenhängen.

Wiederkehrender Durchfall kann mit einer Kuhmilch-Allergie zusammenhängen.


Was sind also eindeutige Symptome des Zahnens?

Direkt und nachvollziehbar auf das Zahnen selbst zurückzuführen sind die nachfolgenden Symptome, die in ca. 65% der Fälle in der oben genannten Studie zeitweilig gehäuft in der 8tägigen Periode rund um den Zahndurchbruch herum auftreten, wenn auch nicht ausschließlich zu dieser Zeit. 35% der Kleinkinder zahnen weitgehend symptomfrei.[iii]

Vermehrter SpeichelflussDer vermehrte Speichelfluss wird als Ursache der Durchfall in Erwägung gezogen, da er die Säureproduktion anregt und den Stuhl verdünnt. Der saure Stuhl sorgt dann für Rötung und Empfindlichkeit.
Schwellung und Empfindlichkeit des ZahnfleischsNaturgemäß geht ein sich durch das Zahnfleisch emporschiebender Zahn mit Rötung, Schwellung und Wundheit des verdrängten Gewebes einher.
Reizbarkeit und QuengeligkeitDas Kind neigt dazu tagsüber zu weinen und auch nachts oft aufzuwachen und sich zu „beschweren“. Oft wirkt es auch generell unleidlich und nicht glücklich zu machen.
BeißtriebDas Zahnfleisch wird durch das Kauen massiert und die unangenehme Reizung dadurch gelindert. Genoppte und gekühlte Beißringe können hier lindernd wirken.
Verminderter AppetitOft gehen mit dem Zahnungsprozess Umstellungen der Nahrungswünsche einher.
SchlafstörungenDie Kombination der oben genannten Symptome führt oft zu Ein- und Durchschlafstörungen mit häufigem Aufwachen in der Nacht. Oft kann das Kind keine paar Stunden am Stück ruhen.

Fieber und Durchfall beim Zahnen – Was also tun?

Der Impuls zu Kauen ist eine elementarer während der Zeit des Zahnens, da er u.a. auch das Zahnfleisch massiert, was den Schmerz und die Unpässlichkeit des Zahnungsprozesses lindert. Sie können Ihrem Kind auf hygienische Weise zur Seite stehen, indem Sie ihm einen desinfizierten, gerne kühlen Beißring geben.

Bernsteinketten sind

Bernsteinhalsketten sind beliebt, bergen jedoch eine gewisse Strangulationsgefahr.

Eventuelle Wundheit des Pos lässt sich mit Lanolin (Wollwachs) lindern. Was die erhöhte Temperatur selbst anbelangt, so sind Eingriffe nicht notwendig. Es genügt, wenn Sie ihrem Kind liebevoll zur Seite stehen und darauf achten, dass es genug trinkt.

Quellen:

[i] Vgl. Macknin, et al. Symptoms Associated With Infant Teething: A Prospective Study, Pediatrics 2000; 105:4 747-752, PMID: 10742315 [ii] Vgl. Macknin, et al. Symptoms Associated With Infant Teething: A Prospective Study, Pediatrics 2000; 105:4 747-752, PMID: 10742315
[iii] Vgl. Macknin, et al. Symptoms Associated With Infant Teething: A Prospective Study, Pediatrics 2000; 105:4 747-752, PMID: 10742315